KI ist nicht länger eine Zukunftsvision,
sondern ein unmittelbarer Wettbewerbsvorteil
Interview mit KI-Experte
Stefan von Gagern
Wir sprechen mit KI-Coach und -Experte Stefan von Gagern, der Unternehmen dabei unterstützt, mit generativer KI produktiver, kreativer und besser zu werden. Stefan hat über 15 Jahre lang große Brands wie Adobe und Paypal im Content Marketing und als Copywriter begleitet.
Seit dem Start von ChatGPT ist das Thema KI allgegenwärtig in den Medien, auf Business-Plattformen wie LinkedIn und in Konferenzen. Doch ist dies nur ein KI-Hype oder oder ist die Bedeutung von KI wirklich so groß?
Auch wenn es in den letzten Jahren den ein oder anderen Hype gegeben hat, der schnell wieder verpufft ist – Stichwort Metaverse – ist die Präsenz des Themas KI absolut berechtigt. Ich habe vor Jahren mit einem KI-Entwickler bei Adobe gesprochen, der gesagt hat „KI wird in den nächsten 10 Jahren mehr verändern, als es das Smartphone in den letzten 10 Jahren getan hat“. Das war noch vor ChatGPT, als KI noch in Enterprise-Marketing Software versteckt war. Deshalb habe ich das zwar geglaubt, aber es war damals noch schwierig das Potenzial selbst auszuprobieren – es kam mir oft vor wie Theorie, die ich in Fachartikeln beschrieben habe. Dank ChatGPT kann jetzt jeder KI selbst anfassen und staunen, zu welchen Leistungen sie fähig ist. Der CEO von Salesforce Marc Benioff hat Monate vor dem ChatGPT Start gesagt, dass Unternehmen „AI-First“ werden müssen, also die Technologie in den Mittelpunkt ihrer Strategie stellen müssen – und ich bin überzeugt davon, dass er damit richtig liegt.
Ist KI aktuell nur ein Thema für Tech-Unternehmen und Early Adopter?
Ganz im Gegenteil – obwohl diese Unternehmen oft Vorreiter beim Einsatz und der Integration von Technologie sind, kann KI tatsächlich einen enormen Mehrwert in allen Branchen und Unternehmen jeder Größe bieten. Eine Studie des MIT zeigt, dass Wissensarbeiter beispielsweise bis zu 40 Prozent produktiver sein können und mehr Aufgaben bewältigen können. Diese Wissensarbeiter sind in verschiedenen Abteilungen des Unternehmens tätig, wie Marketing, Vertrieb, Kundenservice, Finanzen und Personalwesen. Stellen Sie sich vor, welchen Produktivitätsschub dies bedeuten könnte. Doch es geht nicht nur um Produktivität – KI kann auch die Qualität steigern, was wiederum doppelten Nutzen bringt. Durch den Einsatz von KI wird die Qualität verbessert und gleichzeitig bleibt mehr Zeit für Aufgaben, die menschliche Qualitäten erfordern, wie beispielsweise die Kundenberatung.
Das Thema KI polarisiert oft. Viel diskutiert ist die Frage, ob KI zukünftig Menschen und Jobs ersetzen wird. Wie beantworten Sie die Frage, und wie sieht diese Teamarbeit zwischen Mensch und KI aus?
Es gibt Bereiche, in denen KI sinnvoll bei der Automatisierung helfen kann. Doch um beim Beispiel der Wissensarbeiter zu bleiben, tritt der Mehrwert in den meisten Bereichen ein, wenn menschliche Expertise und KI zusammenarbeiten. Ein gutes Beispiel ist das Marketing-Content-Management: Laut Studien wird der Bedarf von Adobe in den nächsten zwei Jahren um das bis zu Zehnfache steigen. KI kann uns helfen, besser, schneller und produktiver zu werden, um diesem Tempo und den gleichzeitig höheren Qualitätsansprüchen gerecht zu werden. KI ist ein Werkzeug, ein Helfer – oder, um es mit den Worten von OpenAI CEO Altman zu sagen: „AI does tasks, not jobs“ – das heißt, sie übernimmt Teilaufgaben, aber nicht den gesamten Job. In dieser Teamarbeit zwischen Menschen und KI übernimmt die KI verschiedene Aufgaben, von der Ideengenerierung bis zur Erstellung von verschiedenen Versionen für Marketing-Kanäle. Dabei ist jedoch immer die menschliche Endkontrolle erforderlich, da die Technologie zwar schnell und oft besser als der Mensch ist, aber auch Schwächen aufweist – zum Beispiel das Produzieren von Halluzinationen.
Wie steht es aktuell mit der Adoption von KI in deutschen Unternehmen und wie sieht die globale Adaption aus?
In Deutschland gibt es schon erste Erfolgsstorys von Vorreitern. Trotz des vorhandenen Interesses stecken jedoch viele Unternehmen noch in der Experimentierphase, sind verunsichert oder zögern, Maßnahmen zu ergreifen. Dieser Zustand birgt jedoch eine enorme Chance: Frühe KI-Adopter können sich einen Wettbewerbsvorsprung verschaffen und viele Vorteile oder Lösungsansätze für akute Probleme wie den aktuellen Fachkräftemangel finden. Laut Bitkom gehören AI-Adopter in Deutschland derzeit nur rund 15 Prozent an. Während das Bewusstsein für die Bedeutung von KI vorhanden ist, besteht noch ein Handlungsdefizit. In den USA und China verläuft die Adoption von KI jedoch viel schneller, wie bereits in der Vergangenheit mit anderen Technologien wie dem Schritt in die Cloud beobachtet wurde. Der Druck, KI zu nutzen, wächst sowohl national als auch international, da Unternehmen, die ohne KI arbeiten, gegenüber ihren Konkurrenten, die KI nutzen, ins Hintertreffen geraten.
Welche Empfehlungen haben Sie für Unternehmen, die mit KI beginnen möchten, und welcher erste Schritt wäre sinnvoll?
Ein entscheidender Schritt besteht darin, KI von der Experimentierphase in die Praxis zu bringen. Unternehmen sollten offiziell eine Strategie entwickeln, Mitarbeiter schulen, geeignete Tools auswählen und implementieren sowie Richtlinien für die sichere Nutzung von KI einführen. Dieser Wandel im Unternehmen ist vergleichbar mit der Digitalisierung, jedoch handelt es sich diesmal um eine KI-Transformation. Ein erster sinnvoller Schritt wäre es, KI-Mentoring an Bord zu holen, um dem Tempo der KI-Entwicklung zu folgen und Mitarbeiter mit den Entwicklungen Schritt halten zu lassen. Es ist wichtig, Kritiker und Skeptiker abzuholen und Prozesse neu aufzusetzen, um die aktive Nutzung von KI zu fördern. Ängste müssen abgebaut, die Arbeit mit KI sichtbar gemacht und Fragen beantwortet werden, um eine erfolgreiche Integration von KI in das Unternehmen zu gewährleisten.
Was sind typische Herausforderungen, mit denen Unternehmen zu Beginn ihrer KI-Transformation konfrontiert sind, und wie gehen Sie mit diesen Problemen um?
Zu Beginn der KI-Transformation stehen Unternehmen oft vor Ängsten, die unter den Mitarbeitern abgebaut werden müssen. Ich zeige den Menschen, dass ihre Arbeit mit KI zwar anders, aber besser, produktiver und einfacher wird. Es entfällt lästige Routinearbeit, und es bleibt mehr Zeit für kreative und anspruchsvolle Aufgaben. Gleichzeitig beleuchte ich die Schwächen und Herausforderungen der Arbeit mit KI, von Copyrights über Datenschutz bis hin zu ethischen Fragen. Wir klären, wo automatisiert werden darf, wo menschliche Endkontrolle unerlässlich ist und welche Risiken beachtet werden müssen.
Wie sehen Sie die Zukunft? Wird es für Unternehmen bald genauso selbstverständlich sein, mit KI zu arbeiten, wie es heute ist, digital oder mit dem Internet zu arbeiten?
Laut dem Gartner Hype-Cycle werden bis 2026 voraussichtlich etwa 80 Prozent aller Unternehmen generative KI einsetzen. Ähnlich wie die frühere Zögerlichkeit bezüglich der Erstellung einer Website wird die Nutzung von KI zur Selbstverständlichkeit. KI ist kein Zukunftstraum mehr, sondern ein entscheidender Wettbewerbsvorteil. Es wird zum Standard, vergleichbar mit der unverzichtbaren Digitalisierung und der Internetnutzung. Während 2023 möglicherweise noch das Jahr der Early Adopter war, sollten Unternehmen das Thema nun nicht nur ganz oben auf ihre Agenda setzen, sondern es auch mit einer durchdachten Strategie konsequent angehen. Auch die Partnerschaft mit rpc unterstreicht diesen Wandel. Unsere Zusammenarbeit basiert auf einem perfekten Zusammenspiel von Expertise und Erfahrung. Unternehmen jeglicher Größe und Branche können von diesem Mix profitieren. Meine langjährige Erfahrung als Content- und Marketing-Experte sowie als KI-Trainer und Mentor ergänzt sich ideal mit der Praxiserfahrung von rpc aus KI-Projekten wie retorio und deren Kompetenz im Change-Management. Zusammen bieten wir ein umfassendes Paket, das Unternehmen dabei unterstützt, schnell mit KI zu starten und Mehrwerte in verschiedenen Unternehmensbereichen zu schaffen.